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Srebrenica – Nie Überwundenes Trauma – Teil 3

Verfasst von Sudhaus7 im Bereich Veranstaltungen am

30.11.2019

Wie die Menschen vor Ort versuchen über die Runden zu kommen. 

Ein Haus bauen? Ich??? Für einen Laien ist diese Vorstellung, beinahe beängstigend. Komme ich mit den Maschinen zurecht? Bin ich nicht zu tollpatschig dafür? Ist das nicht zu kompliziert? Doch dank der guten Einarbeitung und Anleitung durch die drei Arbeiter vor Ort, findet man schnell in die Materie rein.

Dabei entdeckt man unbekannte Talente. Der eine stellt fest, dass er sich auf dem Dach mit der Sicherheit einer Bergziege bewegt, die andere kommt drauf, dass sie tadellos mit einer Kreissäge umgehen kann. Schon nach wenigen Stunden sind die Abläufe so weit verinnerlicht, dass nach der ersten Nervosität, die Arbeit von lockeren Gesprächen begleitet wird. Vor allem macht das arbeiten mit dem natürlichen Baustoff Holz Spaß.

Aber so sehr das gemeinsame Mittun an einem Bauwerk zur Charakterbildung beiträgt, zu den wertvollsten Erlebnissen gehören die Momente mit den dort lebenden Menschen. Die Gastfreundschaft auf dem Balkan ist legendär, aber für die meisten von uns ist es nur genau das: Etwas wovon man mal gehört, es aber nie erlebt hat. Denn seien wir ehrlich. Wenn wir im Urlaub z.B. nach Kroatien fahren, nehmen wir Freundlichkeit als etwas wahr, das wir mit unseren Euros erkauft haben. Doch bei der „einfachen“ Landbevölkerung ist Gastfreundschaft etwas heiliges. Selbst wer wenig hat, gibt mit vollen Händen und das gerne. Gerade in dieser Gegend, die so viel Leid und Zerstörung erlebt hat, ist das gemeinsame Essen und Trinken ein Weg, das Leben zu feiern.

Das stolze Bauteam aus Wien

Und dass es ein trostloses Leben ist, lernen wir da jeden Tag. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und selbst wer Arbeit hat, ist oftmals auf finanzielle Hilfe von Verwandten im Ausland angewiesen. Vor allem junge Familien, müssen häufig auf engstem Raum bei Verwandten leben. Auch Mediha und Ramo, die frisch gebackenen Eltern, für die wir das Haus bauen, leben auf dem Dachboden der Schwiegereltern. Doch welche Zukunft haben die Kinder? Das Schulsystem ist in höchstem Maße politisiert, ethnisch-religiöse Narrative beherrschen die staatliche Bildung. Wenn es auf längere Sicht keine Arbeit gibt, und die politische Kaste auf die Spaltung der Bevölkerung setzt, bleibt nur ein Ausweg. Sobald die Pflichtschule geschafft ist, sollen die Kinder ins Ausland, um eine zukunftsfähige Ausbildung zu bekommen. Die Hoffnung ist, dass sie dann zurück kommen und helfen, das Land mit ihrem Können aufzubauen. Aber solange Bosnien-Herzegowina politisch blockiert bleibt, ist es unwahrscheinlich, dass das passiert. „Brain Drain“ ist das offensichtlichste Zeichen dafür, dass dieses Land mit seiner jetzigen Struktur keine Zukunft hat.

Denn auch wer sich selbständig macht, hat mit den absurdesten Problemen zu kämpfen. Die hier bereits beschriebene Organisation „Bauern helfen Bauern“ unterstützt in und um Srebrenica herum unter anderem auch junge Landwirte beim Aufbau einer tragfähigen Firma. Ein Beispiel dafür ist Senad, der als Kind den Krieg vor Ort erlebt hat. „Bauern helfen Bauern“ hat ihn dabei unterstützt, eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft aufzubauen. Er wurde dabei sowohl mit Know-How unterstützt, als auch mit Saatgut und Geräten. Inzwischen hat er sich soweit etabliert, dass er ein fester Nahversorger der ganzen Gegend ist, und mehrere Arbeiter und Auszubildende hat. Doch nur regional gegen große Konzerne zu bestehen ist nicht leicht, denn in einer Gegend mit geringem Einkommen hat die billigere Massenwahre immer den längeren Atem. Senad sagt, er würde gerne auch andere Teile des Landes beliefern, doch aufgrund der politischen Strukturen hat Bosnien-Herzegowina diverse inländische Zollgrenzen, was bedeutet, dass die Lieferung von einem Teil des Landes in den anderen, das Produkt erheblich verteuert. Stattdessen arbeitet er aktuell daran, alle notwendigen Qualitäts-Zertifikate zu bekommen, um ins EU-Ausland liefern zu dürfen.

Europa scheint sich mit diesem Zustand abgefunden zu haben. Offenbar ist man schon zufrieden damit, den bosnischen Konflikt eingefroren zu haben. Und so bleibt Bosnien-Herzegowina ein Stachel in der Seite Europas.

PS: Während ich diese Zeilen schreibe, haben Mediha und Ramo ein zweites Kind bekommen. Ein Hausbau wie dieser, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber dieser Tropfen hat einem Kind das Leben geschenkt. Es gibt also Hoffnung für das Land. Es liegt aber an Europa, diese Hoffnung nicht zu enttäuschen.

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