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Srebrenica – Nie Überwundenes Trauma – Teil 2

Verfasst von Sudhaus7 im Bereich Veranstaltungen am

22.07.2019

Auf dem Weg nach Bosnien-Herzegowina

Das Projekt PolitischNeuDenken der „Akademie Wien“ im Figlhaus hat seinen Ursprung in dem Wunsch, dem zunehmend aggressiven Umgang in politischen Debatten einen Gegenentwurf zu präsentieren. Junge Menschen aller politischen Richtungen kommen hier zusammen, um gemeinsam eine neue Form des politischen Dialoges zu entwickeln. Teil dieses Prozesses ist es, „das Andere“ besser verstehen zu lernen. So wurde die Gruppe eingeladen, bei einem Hausbau im bosnischen Srebrenica zu helfen. Gerade an Bosnien kann man sehen was passiert, wenn der Dialog ausbleibt. Die politische und wirtschaftliche Situation ist eine direkte Folge von Hass und Ablehnung. Serben, Kroaten und Bosniaken blockieren sich gegenseitig, und verhindern eine nachhaltige Entwicklung der Region. 

1 Flugstunde bzw. 10 Autostunden von Wien entfernt erlebt man eine Welt, die man sich in unserem reichen, sicheren Europa kaum vorstellen kann. Dieser Eindruck erdrückte uns mit jedem Kilometer, den wir unserem Ziel näherkamen. Auf der Fahrt durchs Land begegnen einem auch 25 Jahre nach dem Krieg noch zerbombte Ruinen, brachliegende Felder und verlassene Dörfer. Die wirtschaftliche und in Folge soziale Situation beruht auf dem Umstand, dass das Dayton-Abkommen, das den Bosnienkrieg 1995 beendete, die Basis für die ethnisch-politischen Strukturen ist. Dabei sind diese so gestaltet, dass die einzelnen Gebiete ethnisch so homogen wie möglich sind. Das bedeutet aber auch, dass diejenigen, die sich eine Umsiedelung nicht leisten können, in ihrer Heimatgegend bleiben. In Srebrenica sind das vor allem Bosniaken, die beim Genozid teilweise ihre ganze Familie verloren haben und in den Ruinen wohnen, die früher ihre Heimat waren. Auch Serben, die von wo anders umgesiedelt wurden, müssen hier mit dem nötigsten auskommen. 

Die Situation scheint hoffnungslos. Ruinen bleiben stehen, weil die Besitzer entweder unbekannt oder tot sind, und manchmal auch, weil darin Sprengfallen oder Blindgänger vermutet werden. Aus diesem Grund liegen auch so viele Felder brach. Man schätzt, dass in Bosnien noch ca. 2 Millionen Minen herumliegen. Minenräumung ist teuer und mit hohem Aufwand verbunden. Dazu sind die nötigen Spezialisten sehr rar. Es entsteht ein mulmiges Gefühl, wenn man die Straße entlang fährt, und ständig Warnschilder sieht, die einem verbieten den Straßenbelag zu verlassen, da Minengefahr. Das Bewusstsein dafür, dass man in einem eingefrorenen Konflikt ist, steigt mit jedem zerschossenen Haus. 

Der Hausbau schreitet voran.

Sofort schießt einem die Frage in den Kopf „Warum wird nichts dagegen unternommen?“ Die einfachste Antwort lautet, dass das politisch nicht gewollt ist. Der Zuschnitt der politischen Struktur und des Wahlsystems sind so geschnitten, dass die herrschenden „Oligarchen“ immer an der Macht bleiben. Wie überall nach einem Krieg, kommen halbseidene Gestalten für ein Kleingeld an Firmen. Damit haben sie 1. eine Geldquelle, 2. Wähler (denn wer den falschen wählt, wird gefeuert), 3. Politiker in der eigenen Tasche (denn jeder mag Wahlkampfspenden bzw. mag keine drohende Werkschließung). Öffentliche Gelder werden in diese Gegenden gepumpt, das Lebensniveau ist gut, und so ist die Macht dieser Regionalherrscher gesichert. Andere Gegenden werden dagegen finanziell vernachlässigt, denn die würden ja jemand anderen wählen. Und hier setzt die Spirale ein: Weil sich in den ignorierten Gegenden nichts bessert und Wahlen nichts ändern, gehen die Leute einfach nicht mehr zur Wahl. Doch das Wahlsystem ist so konstruiert, dass die höhe der Wahlbeteiligung irrelevant für die Auszählung ist, d.h. je weniger Leute wählen, desto weniger Stimmen sind notwendig, um hohe Werte zu erreichen. Dann reicht die Mobilisierung der eigenen Anhänger aus, um in Spitzenämter gewählt zu werden.

Was das für den Lebensalltag der Menschen bedeutet, lesen Sie in Teil 3 des Berichtes.

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